hinweis
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Ein Passbildautomat, immer derselbe. Das Blitzlicht, aus immer gleicher Position, erhellt in immer gleichen Sekundenbruchteilen die immer gleiche Kammer hinterm Vorhang und bannt sie mitsamt Inhalt in immer gleichem Format auf die immer gleichen Papierstreifen. Die immer gleichen beiden Protagonisten, mal in der Haupt-, mal in der Nebenrolle oder als Drahtzieher im Hintergrund, füllen den fixen Rahmen, lösen ihn auf, spielen mit seiner Unabänderlichkeit. In mechanischer Regelmässigkeit, während mehr als zwei Jahren nach festem Wochenrhythmus, werden im Schwarzweissfoto-Automaten Raum und Zeit aufgehoben, neu zusammengefügt und interpretiert, verschmelzen vier Bilder in scheinbarer Unmöglichkeit zu einem einzigen, sieht sich das einfältige Auge der Kamera überrumpelt und getäuscht, wird die Maschine bezwungen. Zum puren Mittel degradiert. Plötzlich scheint die ganze Umgebung im Automaten Platz genommen zu haben, dann wieder wird der Raum ins Zweidimensionale gezwungen. Schrankenlose Inszenierung bei beschränkten Gegebenheiten, grosses Kino auf kleinstem Raum. Von den gesammelten Bildkompositionen schaffte es etwa die Hälfte ins Licht der Online-Öffentlichkeit. Und was hier in vollendeter Präzision und Raffinesse daherkommt, spiegelt nicht den grandiosen Aufwand, der dahintersteckt. Im Zeitalter der digitalen Bildbearbeitung eine eindrückliche Demonstration analoger Grenzüberschreitung. Erfrischend auch deren Vielfalt: Dramatisches, Komisches, Unerwartetes, Provokatives, Absurdes, Ästhetisches – alles da, alles wie hingezaubert. Das Einzige, das fehlt, ist Gary Cooper.

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1/60

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